solidaritätsaktion
nach hausbrand
aus taz - 30.05.2007 - jörg meyer - >
die bewohner des friedrichshainer wohnprojekts "rigaer 84" suchen
sachspenden, schlafplätze und ein ersatzhaus
das dach ist weg. durch die fenster im vierten stock kann man von der straße
aus das verbrannte gerippe dessen sehen, was einmal der dachstuhl war. während
die ursache des feuers am montag im wohnprojekt "rigaer 84" noch unklar
ist, haben anwohnerinnen eine solidaritätsaktion organisiert. auf einer
schnell erstellten internetseite kann man sachspenden abgeben und schlafplätze
anbieten.
andreas, der im friedrichshainer kiez wohnt, hat die seite mit organisiert und
kümmert sich um den kontakt zu den bewohnerinnen. für ihn ist "praktische
solidarität" selbstverständlich: "das schlimmste, was einem
passieren kann, ist, wenn man seinen privaten rückzugsraum auf diese weise
verliert."
"das problem bei den sachspenden ist", sagt michael k., der seit drei
jahren im haus wohnt, "dass wir keinen platz haben." dringend benötigt
sei geld, um beispielsweise anwaltskosten zu decken und einfach das nötigste
einzukaufen. gebraucht werde eigentlich fast alles. die bewohnerinnen seien
jedoch "überwältigt" von der hilfe, die ihnen von allen
seiten zuteil wurde. "ständig kommen nachbarn vorbei und fragen, wie
sie helfen können. und das sind nicht nur aktivistinnen", erzählt
k.
zur brandursache gibt es nach polizeiangaben keine neuen erkenntnisse. das gerücht,
die durchgebrannte lampe einer hanfplantage auf dem dachboden habe das feuer
verursacht, nennen die bewohner "kompletten blödsinn". das feuer
sei in einem verschlossenen und unbewohnten raum am hintersten ende des dachbodens
ausgebrochen. die feuerwehr hätte zur erklärung des ungewöhnlich
heftigen brandverlaufs von "brandbeschleuniger" gesprochen, erzählt
ein bewohner. die hausverwaltung verkündete, dass aufgrund der schäden
eine unfassende sanierung anstehe und bis dahin niemand mehr in dem haus wohnen
könne. die 48 bewohnerinnen brauchen deswegen ein ersatzobjekt. für
heute ist ein treffen mit bezirksbürgermeister franz schulz (grüne)
geplant.